Die 7 großen Dichter

Die Sieben Großen Dichter (Yedi Ulu Ozan) nehmen mit ihren Weisheiten, Dichtungen und Schriften eine wichtige Rolle bei den türkischen Aleviten ein und genießen auch auf dem Balkan sowie in Aserbaidschan und im Iran eine hohe Beachtung. Die während einer Cem-Zeremonie zitierten Dichtungen (Deyiş) stammen überwiegend von diesen Sieben Großen Dichtern. Zu ihnen zählen: Nasīmī (um 1369–1417/18), Pir Sultan Abdal (um 1480–1550), Ismail I. (1501–1524), Virânî (16./17. Jahrhundert) …

Stempel
Musik

Musik

Die Musik besitzt im Alevitentum eine überaus wichtige Funktion. Eine Cem-Zeremonie ohne Musik ist unvorstellbar und für die Ausübung der religiösen Pflichten unverzichtbar, so z. B. der Semah-Tanz. Für viele Aleviten gilt die auf der Bağlama gespielte Musik als eine göttliche Offenbarung. Ohne dieses Instrument hätte das Alevitentum womöglich eine fundamental andere Entwicklung eingeschlagen.

Heilige Orte

Die Aleviten pilgern nicht nach Mekka. Sie besuchen häufig ihre heiligen Orte (Ziyaret), ihre heiligen Berge und heiligen Wasserquellen. Sie können hier ihre Wünsche äußern und um Vergebung ihrer Fehler und Sünden bitten. Sie müssen deshalb nicht nach Mekka pilgern. Sie haben also ihre eigenen heiligen Orte wie z.B. den Koye Duzgin Bavay (heiliger Berg von Vater Duzgin) oder die Çıme Munzur Bavay (die heiligen Wasserquellen von Vater Munzur).

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Landschaft

Die Legende von Düzgün Baba

Düzgün Baba ist der Name einer Legende und eines Bergmassivs (Höhe 2.097 m) nahe dem Städtchen Nazimiye in der türkischen Provinz Tunceli, die auch als Dersim bekannt ist. Am Beispiel dieser Legende soll die Rolle heiliger Männer bei der einheimischen alevitischen Bevölkerung aufgezeigt werden. Der Überlieferung zufolge soll Mahmud Seyyid-i Hayrani Leiter eines Ordens gewesen sein.

Die Munzur-Sage

Zusammen mit der Düzgün-Baba-Sage gehört die Munzur-Sage zu den bekanntesten Erzählungen. Munzur Baba ist in der Mythologie Tuncelis ein Hirte. Er ist der Namensgeber des heiligen Flusses Munzur, einer der Quellflüsse des Euphrats. Munzur war ein einfacher Hirte, der im Hause eines Aghas (= Großgrundbesitzer) lebte. Eines Tages ging der Agha auf eine Pilgerfahrt, wo er den Wunsch verspürte, Helva (= Süßwarenspezialität) zu essen.

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Gedicht von Seyyid Nesimi

Das Herz gedachte deiner Locke kraus; gleich Ward verwirrt auch der Gedanke sein! Das Inn're dessen, der einst wohlgehegt, Ward wüst aus Lieb' zum Schatz der Wange dein. Von deinem Zahn und Munde hat schmarotzt das Perlenkorn und der Rubinenstein. Falters Geheimnis gab der Flamme ich - Heilmittel ist ihm Glut, nichts and'res, nein! Zur Schlinge zog dein Haar mich ganz von selbst - Nun sieh dir's an: Ein schlechtes Korn ist dein!

Gedicht von Yunus Emre

Ach, mache so verwirrt mich doch, dass ich im Liebesfeuer brenne. Wo immer ich auch blicken mag, dass ich nur Dich erkenne!   Ach nimm, ach nimm mein Ich von mir und fülle mich so ganz mit Dir! Komm, töte, töte mich all hier, dass ich dort nicht mehr sterbe!

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Gedicht von Pir Sultan Abdal

Schweig Nachtigall, im Garten herrscht Trauer, weil du, mein Freund, hier bist und ich fern von dir. Mein Docht verbrannt, mein Wachs ist weggeschmolzen. Freund, dein Leid entflammt in mir.   Ich als Fluss, der sich im Meer verloren hat. Ich als Rose, vor der Zeit erblüht und verwelkt. Ich als kalte Asche – das Feuer ist lange erloschen. Freund, dein Leid entflammt in mir.   Was sie mir angetan haben, du wirst es erfahren, ...

Gedicht von Kul Himmet

Ich kann als Wandrer durch die Welt nur treiben, Ich fand ja keinen Freund, es ward schon Abend. Nach meinem Sinn nur lesen oder schreiben - Ich fand ja keinen Freund, es ward schon Abend. Die Hände hab ich vors Gesicht geschlagen, die Tränen fließen stets bei meinen Klagen, die Fehler seh’ ich, die in mir lagen, Ich fand ja keinen Freund, es ward schon Abend. Das Fundament der Welt ist wüst, o Not! Das Korn ist aufgebraucht, es gibt kein Brot.

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Gedicht und Lied von Aşik Daimi

Ich bin der Spiegel des Universums, denn ich bin ein Mensch. Ich bin der Ozean der Wahrheit, denn ich bin ein Mensch. Der Mensch und die Wahrheit sind Eins. Was du suchst, findest du im Menschen. Der Mensch besteht aus Erkenntnissen, denn ich bin ein Mensch. Ich könnte die Thora schreiben. Die Bibel könnte ich in Verse fassen. Den verborgenen Gehalt des Korans könnte ich erfühlen, denn ich bin ein Mensch.

Ein alevitisches Gebet

Möge unsere Zusammenkunft lange währen. Unsere Vorhaben mögen Wirklichkeit werden, Trennungen mögen uns nicht treffen, Freundschaften mögen für die Ewigkeit geschlossen werden. Möge die Liebe, die uns zusammenführt, gedeihen. Sie ist es, die die ganze Menschheit umarmt, ohne auf Farbe, Sprache und Religion zu schauen. Hass möge in Liebe, Krieg in Frieden verwandelt werden. Kriege und Katastrophen mögen endlich beendet und alle Bosheiten verschwunden sein.

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